top of page

Den Hund von der Leine lassen

Wenn ich feiern bin, dann bin ich mit Körper und Trieben bei der Sache. Der Geist bleibt zuhause. Er hat hier nichts zu suchen. Das Nachtleben rational und vernünftig zu betrachten ergibt wenig Sinn. Hier wird der Schweinehund von der Leine gelassen. Er braucht seinen Auslauf. Jetzt wird gewütet! Man ist völlig im Rausch (und das nicht nur alkoholbedingt). Der Körper fegt über die Tanzfläche hinweg. Getrieben von den Trieben. Es wird kein einziger Gedanke daran verschwendet, wie das Ganze, was man da veranstaltet, von außen betrachtet aussehen würde. Wie auch? Der Geist liegt zuhause im Bett und wartet auf seine (Sauf-)Kumpanen. Der Kopf sitzt lediglich der Optik wegen auf dem Hals. Wir erinnern uns: "damit es nicht rein regnet", würden unsere Eltern sagen. Außerdem dient er noch dazu, den Schweinehund ausreichend zu Tränken, Kopfnüsse zu verteilen und zum Küssen.

Das Verhalten wird also weder rationalisiert, noch vorher sonderlich viel darüber nachgedacht. Es wird auch hinterher nicht bereut. Wieso auch? Nur weil man einen Abend seiner Natur entsprechend lebt? - als moderner Affe. Körper und Trieb. Ohne Geist.

Der Geist wird dann des Nachts im Bett wieder aufgegabelt und hat bis morgens (oder wohl eher mittags) Zeit, sich mit dem Körper und den Trieben zu vereinen / zu vertragen. Diese Harmonie funktioniert mal besser und mal schlechter. Braucht mal länger und mal geht es sehr schnell. Jeder, der schon einmal getrunken hat, kennt das. Man wacht auf und der Schädel brummt. Mit dem denken hat man es noch nicht so, will am liebsten von der Welt in Ruhe gelassen werden. Ein deutlicher Hinweis, dass Körper, Geist und Trieb noch nicht miteinander harmonieren, wie sie es eigentlich sein sollte. Sie ziehen noch nicht an einem Strang, sondern gegeneinander an. Und das fühlt man auch. Gedanken kommen hoch. Gelegentlich schaltet sich die Vernunft ein und versucht das Verhalten des gestrigen Abends zu rationalisieren. Manchmal gelingt das und manchmal mündet es in Erziehungsmaßnahmen des Geistes - einem schlechten Gewissen.

Blöd, dass Triebe keine Mäßigung kennen. Sie müssen immer Vollgas geben. Der bremsende, kultivierende, sublimierende und mäßigende Geist liegt im Bett und macht es sich gemütlich...dieser faule Sack.

Und das ist auch gut so

Jetzt bekommt er eine Pause, eine Auszeit. Das schützt vor dem Ausbrennen. Für gewöhnlich ist er 24/7 tätig und hat nur den Schlaf, um zu schauen, dass er die ganzen aufgenommenen Eindrücke portionsgerecht zerstückelt, verarbeitet und in die richtigen Schubladen packt.

Es hat schon seine Gründe warum sich Depressionen und Burn-out häufen. Dies verdanken wir unserer verkopften Gesellschaft. Der Geist kommt nicht zur Ruhe und der (Schweine-) Hund bekommt keinen Auslauf. Er wird auch nicht erzogen (in Form von Training). Die Kerze brennt durchgehend. Nur selten wird Wachs nachgeschüttet. Und was den schlechterzogenen Hund angeht: Er wendet sich gegen sein Herrchen. Machtkämpfe sind angesagt. Die Bisse sind schmerzhaft. Bevorzugte Angriffsziele sind der Rücken und die Gelenke.

Die etwas anderen Tage

Allerdings gibt es auch die anderen Tage, an denen sich nach der durchzechten Nacht unsere zwei Saufkumpanen mit dem Spießer (dem Geist) sehr schnell wieder vertragen. Man wacht morgens auf, hat produktive und kreative Gedanken. Der Geist ist frisch. Die Quelle sprudelt. Man lässt sich inspirieren (und schreibt zum Beispiel diese Zeilen).

"I love my mister wrong"

Vorsicht: Dieser Text wurde unter Einwirkung lauter Musik, mit Restalkohol und reichlich Koffein im Blut ausgeniest. Gesundheit ;).


Featured Posts
Recent Posts
Archive
Search By Tags
Noch keine Tags.
Follow Us
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page